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Envoria im Dialog: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und die Zukunft der Kreislaufwirtschaft
Veröffentlicht am 20. Nov. 20236 min LesezeitJulian Göbel, Chief Sustainability Officer und Managing Director von Envoria
Als führender Anbieter von Green IT und überzeugter Wegbereiter für nachhaltige Geschäftsmodelle und Kreislaufwirtschaft, laden wir richtungsweisende Unternehmen und Persönlichkeiten ein, sich mit uns zum Thema Innovation und Strategien zur Nachhaltigkeit auszutauschen. Wir möchten damit der nachhaltigen Wirtschaft und klimafreundlichen Initiativen eine Stimme verleihen und nach Nachhaltigkeit strebenden Unternehmen eine Inspirationsplattform bieten.
Thomas Gros (Founder CEO von circulee) interviewt Julian Göbel, Chief Sustainability Officer und Managing Director von Envoria:
Thomas Gros: Hallo Julian, wie genau verfolgt Envoria das Ziel, eine nachhaltigere Wirtschaft zu schaffen?
Julian Göbel: Envoria ist eine All-in-One Softwarelösung mit Hinblick auf die Erfüllung regulatorischer Anforderungen im ESG Bereich. Zentrales Element sind hierbei Daten, deren Erhebung und Transparenz. Damit unsere Kunden aktiv und vor allem effizientere Maßnahmen ergreifen können, benötigen sie Informationen wie z.B. Strom- und Wasserverbrauch, Emissionskonzentrationen, Risiken in der Lieferkette - und viele mehr. Genau hierbei unterstützt Envoria Unternehmen und bietet die Grundlage für weitere Schritte zur Klimaneutralität. Die Digitalisierung von Prozessen im allgemeinen und im speziellen in Bezug auf die anstehende Regulatorik durch Envoria ermöglicht es Zeit für die "wichtigen" Themen zu allokieren und bspw. an der eigenen Strategie zu feilen, Risiken zu minimieren und Investitionen zu tätigen.
Envoria vereint hier die Nachhaltigkeitsberichterstattung (GRI, ESRS), die Emissionsberechnung (Scope 1-3), die EU-Taxonomie sowie - aktuell in Entwicklung - die Risikobewertung der Lieferkette und enthält somit umfassende Informationen. Gemeinsam mit unserem Team arbeiten wir ständig an Neuerungen und Erweiterungen.
Thomas Gros: Was treibt Dich ganz persönlich an, ein solches ambitioniertes Ziel zu verfolgen?
Julian Göbel: Wir müssen als Wirtschaft UND Gesellschaft nachhaltig sein/werden. Doch "Nachhaltigkeit" hat viele Facetten. Genau hierin bestehen meine Motivation und mein Antrieb. Ich persönlich möchte Unternehmen dazu bewegen, sich mit dieser Fragestellung auseinanderzusetzen, Schwerpunkte zu identifizieren und Maßnahmen zu ergreifen. Die Digitalisierung von Prozessen ist hier ein erster und m.E. der wichtigste Schritt, um überhaupt erst einmal diese Fragestellung angehen zu können. Jedes Unternehmen, jeder Kunde oder auch jedes Individuum interpretiert "Nachhaltigkeit" anders. Mein Ziel ist es gemeinsam mit Envoria eine Plattform zu schaffen, mit der Unternehmen transparent und und Echtzeit auf Ihre Nachhaltigkeitsdaten zugreifen, diese monitoren aber auch steuern können. Nur so kann m.E. eine wirkliche nachhaltige Transformation gelingen.
Auch im privaten Umfeld versuche ich, zunehmend nachhaltiger zu werden. Auch hier geht es viel um Bewusstsein und Transparenz. Nur wenn ich weiß, wie mein persönlicher Fußabdruck aussieht und sich zusammensetzt, kann ich Maßnahmen ergreifen, um diesen zu minimieren.
Thomas Gros: Welche Herausforderungen siehst Du in diesem Kontext für uns als Gesellschaft?
Julian Göbel: Wir müssen uns als Gesellschaft anpassen. Uns muss bewusst werden, dass wenn wir keine Änderung vornehmen, wir uns auf einem Planeten wiederfinden, auf dem wir nicht leben wollen / können. Bewusstsein ist hier das entscheidende Wort. Wir müssen uns der Konsequenzen unseres Verhaltens als Gesellschaft bewusst werden. Wir müssen verstehen, dass bestimmte Handlungs- und Lebensweisen die Umwelt nachhaltig schädigen. Doch jeder Mensch ist individuell und interpretiert nachhaltiges Handeln unterschiedlich. Für eine Person ist es der Verzicht auf Fleisch, der wiederum zu weniger Landwirtschaft und somit zu einer Verringerung von Emissionen führen kann. Für eine zweite Person ist es die Einschränkung des Konsums von Kleidung. Für wieder eine andere Person ist es der Verzicht auf Flugreisen und Nutzung der Bahn. Alle Personen haben eins gemeinsam: sie leisten - wenn auch auf unterschiedliche Weise - zur Nachhaltigkeit bei. Erst wenn es uns gelingt (z.B. durch erhöhte Transparenz) zu erreichen, dass jeder Mensch seine individuellen Maßnahmen ergreift und sich dessen Auswirkung bewusst ist, können wir als Gesellschaft nachhaltig werden. Fakt ist - wie auch bei Unternehmen - gibt es keine "One fits all" Lösung aller Probleme und Herausforderungen, aber es gibt viele Wege. Eben das sehe ich als Vorteil.
Thomas Gros: Welche Rolle können dabei „circular economy“ Modelle spielen?
Julian Göbel: Kreislaufwirtschaft ist aus meiner Sicht einer der Schlüsselbegriffe, wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen. Richtig umgesetzt, senkt Kreislaufwirtschaft den absoluten Konsum von Materialien und Rohstoffen, ermöglicht eine längere Nutzungsdauer von Produkten und senkt somit die Belastung der Umwelt mit Emissionen. Kreislaufwirtschaft ist hierbei viel mehr als Tüten aus recyceltem Plastik im Supermarkt. Es handelt sich um ein in sich geschlossenes System aus Rohstoffverwendung, Produktnutzung und dessen Wiederverwendung.
Der jährliche Earth Overshoot Day ist jedes Jahr immer früher. Dies ist stark auf den gestiegenen und immer weiter ansteigenden Konsum zurückzuführen. Umso dringender sind Geschäftsmodelle von Nöten, die Kreislaufwirtschaft begünstigen.
Leider mache ich jedoch teilweise die Erfahrung, dass Unternehmen aus Kostengründen nicht auf solche Modelle setzen. Dies ist m.E. jedoch ein Trugschluss, da die langfristigen Kosten (z.B. durch hohe Abhängigkeit von Rohstoffen und deren Preisen) oftmals nicht berücksichtigt werden und auch Synergien nicht erkannt werden.
Ich bin der Überzeugung, dass Unternehmen, die nicht auf solche Modelle beginnen, langfristig Wettbewerbsnachteile haben werden.
Thomas Gros: Was würdest Du uns, dem circulee Team, mitgeben für den Kampf gegen Elektroschrott?
Julian Göbel: Ich finde das Konzept und den Beitrag, den Ihr leistet, beachtlich! Elektroschrott zu vermeiden ist ein wichtiges Element in der Kreislaufwirtschaft. Unternehmen müssen verstehen, dass neben rein preislichen Vorteilen auch Vorteile wie eine Verringerung der Emissionen zur Folge haben. Eigentlich ein Win-Win.
Aus diesem Grund haben wir uns als Envoria dazu entschlossen, bei Neueinstellungen unsere Hardware über circulee zu beziehen, um so auch unseren Beitrag zu leisten.
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