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Plastikmüll und Kreislaufwirtschaft - Ein Interview mit Clemens Feigl (CEO & Founder von everwave)

Veröffentlicht am 15. Aug. 20235 min Lesezeit
Clemens Feigl, CEO & Co-Founder von everwave

Clemens Feigl, CEO & Co-Founder von everwave

Als führender Anbieter von Green IT und überzeugter Wegbereiter für nachhaltige Geschäftsmodelle und Kreislaufwirtschaft, laden wir herausragende Unternehmen und Persönlichkeiten ein, sich mit uns zum Thema Innovation und Strategien zur Nachhaltigkeit auszutauschen. Wir möchten damit der nachhaltigen Wirtschaft und klimafreundlichen Initiativen eine Stimme verleihen und nach Nachhaltigkeit strebenden Unternehmen eine Inspirationsplattform bieten. Heute sprechen wir mit Clemens Feigl, CEO & Co-Founder von everwave, ein Unternehmen, welches eine ganzheitlichen Ansatz entwickelt hat, um Plastik schon am Eintritt in die Ozeane zu hindern, indem selbst entwickelte Cleanup Technologien, direkt in Flüssen angewendet wird, um Müll effizient einzusammeln und zurück in einen nachhaltigen Kreislauf zu führen. Thomas Gros (CEO & Co-Founder von circulee): Wie genau verfolgt everwave das Ziel von plastikfreien Ozeanen? Clemens Feigl (CEO & Co-Founder von everwave): Die Verschmutzung der Ozeane ist eine sehr komplexe Herausforderung, der wir als Organisation von Anfang an so ganzheitlich wie möglich entgegentreten wollten. Wichtig ist hierbei, dass wir nicht anfangen, auf dem offenen Ozean aufzuräumen. Das ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Daher fokussieren wir uns mit unserer Arbeit auf die großen Flüsse weltweit, beispielsweise den Mekong, um den Zustrom von Müll in die Meere so effizient wie möglich zu stoppen. Hierfür setzen wir spezielle Technologien ein, um Müll zu sammeln, ihn zu prozessieren und im Idealfall in den Kreislauf zurückzubringen. Zusätzlich generieren wir durch unsere Sammlung Daten über die Zusammensetzung und Herkunft des Mülls.
Thomas Gros: Was treibt Dich ganz persönlich an ein solches ambitioniertes Ziel zu verfolgen? Clemens Feigl: Das wir ein Problem mit Müll in unseren Gewässern haben, müsste jedem auffallen, der in den letzten Jahren Urlaub gemacht hat. Komischerweise bekommt dieser globale Missstand nicht genug Raum in der Öffentlichkeit. Ich liebe das Meer und möchte gerne dazu beitragen, dass es gesund werden kann und auch die kommenden Generation Freude daran haben. Ich habe schon ein paar berufliche Stationen gehabt, in keiner war die Grad an Genugtuung für das was wir als Team erreichen so groß.
Thomas Gros: Welche Herausforderungen siehst Du für die Menschheit wenn es um Plastikmüll geht? Clemens Feigl: Wir müssen als Gesellschaft verstehen, dass Müll in der Umwelt nicht nur schlecht aussieht, sondern erhebliche wirtschaftliche Schäden verursacht. Und möglicherweise auch gesundheitliche Folgen hat. Wir alle nehmen wöchentlich, das Gewicht einer Kreditkarte an Plastik in unseren Körper auf. Hierzu gibt es noch zu wenig wissenschaftliche Ergebnisse, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das gesund ist. Außerdem ist die Erkenntnis entscheidend, es als ein globales Problem wahrzunehmen, das keine Grenzen kennt. Fingerzeigen auf andere Regionen wird keine Lösung bringen. Und natürlich müssen wir die Produktion und den Konsum von Einwegplastik deutlich reduzieren. In den Bereichen, in denen auf Plastik nicht verzichtet werden kann, müssen die Unternehmen Verantwortung übernehmen, die durch den Verkauf profitieren. Genau das bieten wir durch everwave an.
Thomas Gros: Welche Rolle können dabei „circular economy“ Modelle spielen? Clemens Feigl: Kreislaufwirtschaft ist im Prinzip das, wo wir gesellschaftlich hinwollen. Ein Produkt wird so gestaltet, dass es nach Gebrauch in der gleichen Form wieder in den Kreislauf integriert werden kann und keine negativen Folgen für Mensch und Natur entstehen. Auch wenn viele Unternehmen aktuell von kreislauffähigen Produkten sprechen, müssen wir festhalten, dass die wenigsten Produkte wirklich kreislauffähig oder die entsprechenden Kreisläufe vorhanden sind. Bezogen auf das Beispiel Plastik werden wir damit häufig konfrontiert. Der typische Sachverhalt: Ein Unternehmen bringt global ein Produkt und damit eine Verpackung in den Markt, die es als kreislauffähig bezeichnet. Die Annahme, dass es in allen Regionen, in denen der Verkauf stattfindet, entsprechende Recyclingstrukturen gibt, ist falsch. Aktuell werden global um die 14 Prozent recycelt – Tendenz fallend. Endet also die Verantwortung ab dem Verkauf? Oder sollte das Unternehmen einen Beitrag dazu leisten, dass ein wirklicher Kreislauf entsteht? Unsere Antwort ist ein klares Ja. Daher setzen wir große Hoffnungen in das Thema „Extended Producer Responsibility“ und die kommende Berichterstattungspflicht.
Thomas Gros: Was würdest Du uns, dem circulee Team, mitgeben für den Kampf gegen Elektroschrott? Clemens Feigl: Grundlegende Veränderung ist immer ein langer Weg. Es spielt keine Rolle, ob es um Plastikmüll oder Elektroschrott geht. Beides stellt bisherige Systeme in Frage. Damit verbunden sind enorme wirtschaftliche Interessen. Diese Strukturen, die uns offensichtlich in ein Stadium gebracht haben, das in vielen Bereichen kritisch bis kaum zu ertragen ist, müssen verändert werden. Positiv und mit einer großen Portion Pragmatismus. Gerade die Widerstände sollten uns dazu ermuntern, umso härter für unser Ziel einzustehen. Es ist es wert. Thomas Gros: Vielen Dank lieber Clemens, für dieses konkrete Beispiel zur Kreislaufwirtschaft, die uns bei circulee ganz besonders am Herzen liegt und Glückwunsch zu eurem strategisch sehr überzeugenden ganzheitlichen Ansatz. Ich hoffe wir können bald an anderer Stelle diesen Austausch fortsetzen!

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